Konfliktlots:innen
Die Förderung sozialer Kompetenzen wie Achtung vor sich selbst und anderen,
Einfühlungsvermögen, Bereitschaft zum Zuhören, Verantwortung für sich und andere und Teamarbeit, ist nur ein Baustein eines erfolgreichen Streitschlichterprojektes. Zudem zielt dasProjekt natürlich darauf ab, den Umgang mit Konfliktsituationen auf dem Schulhof zu verändern, die Verantwortung für ein friedvolles Miteinander in den Aufgabenbereich der Kinder zu legen und ihnen so einen wichtigen Freiraum für selbstbestimmtes Handeln zu ermöglichen. Seit vielen Jahren bildet die Reginhard Grundschule Schüler-Streitschlichter:innen aus. Dafür werden aus jeder Klasse des 5. Schuljahres etwa 8 Kinder ausgewählt, die entweder bereits eine hohe Sozialkompetenz aufzeigen oder eine gute Präsenz bei ihren Mitschüler:innen haben und gewillt sind, ihre sozialen Fähigkeiten auszubauen. Diese 8 Kinder werden im 1. Halbjahr des 5. Schuljahres zu so genannten Mediator:innen ausgebildet. Zwei Jahre lang sind sie dafür zuständig,den Kindern aus allen Jahrgangsstufen bei Streitigkeiten zu helfen, eine für alle Parteien akzeptable Lösung zu finden. Dies wird durch die Entwicklung eines konstruktiven Konfliktlösungsmodells und gewaltfreier Kommunikation erreicht. Somit sind immer gleichzeitig etwa 16 Kinder aus der 5. und 6. Klassenstufe als Streitschlichter:innen aktiv. Dafür findet einmal in der Woche eine zweistündige Streitschlichter-AG bei einem ausgebildeten Schulmediator:innenteam statt, in der die angehenden Mediator:innen in 6 Stufen lernen, die Schlichtung eines Streits anzuleiten. In der AG erarbeiten die Kinder die inhaltlichen Gesprächsebenen, stellen Hilfsmittel her und sichern ihre Ergebnisse in einem Handbuch. Sie haben am Ende einer jeden Einheit die Möglichkeit, das Gelernte durch Rollenspiele zu festigen. Die etwa 24-stündige Ausbildung zum/r Mediator:in schließt mit einer Prüfung und bei Bestehen mit dem Erhalt einer Urkunde ab. Diese wird feierlich im Schülerparlament von der Schulleitung überreicht.
Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung können die Mediator:innen in der 1. Hofpause und in einigen Fällen auch zur Unterrichtszeit, ihren Mitschüler:innen helfen, mit ihren Konflikten selbstständig und gewaltfrei umzugehen. Die Streitschlichter:innen erhalten dafür einen
Einsatzplan, aus dem zu entnehmen ist, welche vier Kinder in welchen Pausen im Einsatz sind. Es gibt einen Innendienst im Raum 110, in dem zwei Mediator:innen ein Gespräch mit den Konfliktparteien führen und mit ihnen eine Vereinbarung schriftlich festhalten. Darüber hinaus gibt es einen Hofdienst, bestehend aus zwei weiteren Konfliktlotsen, der wachsam bei kleineren Streitigkeiten interveniert und eine erste direkte Deeskalation ermöglicht. Dieser begleitet die Kinder dann in den Konfliktlosen-Raum, wo sich Gemüter abkühlen und gemeinsam mit den Mediator:innen eine Lösung für den Streit gefunden werden kann. Der Hofdienst kann durch gelbe Westen oder ihre schwarzen Hoodies mit der Aufschrift „Konfliktlotsen“ von den Mitschüler:innen erkannt und so ohne den Umweg über die Lehrkraft direkt angesprochen werden. Die Lehrkraft kann sich so als Vermittler:in aus vielen Konfliktsituationen zurückziehen und den Kindern mehr Eigenverantwortung übertragen. Der Innendienst vereinbart am Ende mit den Streitenden einen Termin für ein Nachtreffen, um dann gemeinsam den Erfolg der zuvor getroffenen Vereinbarung auszuwerten und ggf. nachzusteuern. Die betreffenden Kinder bekommen dann eine Terminerinnerung als Zettel mit und werden im Kalender-Aushang namentlich eingetragen. Besteht eine Überforderung mit einem Konflikt, kann dieser auch an die Schulsozialstation oder den/die jeweiligen Klassenlehrer:in abgegeben werden. Mediationen sind freiwillig und nur als Hilfsangebot seitens der Schüler:innen zu verstehen. Die Konfliktlösungsgespräche sind vertraulich und unterliegen bestimmten Regeln, die die Streitschlichter:innen vorgeben und umsetzen. Der Teamgeist innerhalb der Konfliktlotsengruppe wird mittels „Energizern“ und „Spielen ohne Verlierern“ sowie einzelnen Belohnungsausflügen (z.B. Bowling oder Schwarzlichtminigolf) gestärkt. Auch dürfen sie sich beim Mittagessen zuerst anstellen und genießen eine hohe Wertschätzung seitens des pädagogischen Personals und der Schulleitung. Die Reginhard-Grundschule wurde schon mehrfach für ihr Mediationsprojekt ausgezeichnet.


